1898 - 1905

Laut dem „Verzeichniss der ausübenden Mitglieder“ wurde die Freiwillige Feuerwehr Weistrach
am 14.Novernber 1898 von einigen beherzten Männern in Weistrach gegründet.
Einer der Gründer war der damalige „Gemeindevorstand“ (Bürgermeister) von Weistrach
Johann OBERNDORFER (vulgo PÖLLNDORFER) 1837 - 1910. Er war auch k.u.k. Reichsrats- u. Landtagsabgeordneter und wurde zum 1. Feuerwehr-Vereinsvorstand (Hauptmann) von 1898 - 1905 gewählt.
Johann OBERNDORFER wurde 1837 in Wolfsbach geboren. Von 1867 - 1885 war er Bürgermeister von St. Peter in der Au (Dorf). 1885 heiratete er auf das Pöllndorfergut in Weistrach. Er war in vielen Funktionen wie im Bezirksschulrat, im Landeskulturausschuß und in der Vertretung der Bauernschaft, die zur Gründung des NÖ Bauernbundes 1906 führte, tätig. Johann OBERNDORFER gehörte von 1878 – 1908 dem NÖ Landtag und von 1879 – 1907 dem k.u.k. Reichsrat an. Von 1885 - 1905 war er Bürgermeister in Weistrach.

Ihm zur Seite standen als Hauptmannstellvertreter der Gastwirt Georg HÖRTLEHNER; Ober1ehrer Julius PLEICHL und Lehrer Richard JERABEK als Schriftführer; Georg REITMAYR, Kaufmann und Johann ÖFFERLBAUER, Bauer als Kassier.
Die Gründermannschaft umfaßte am 14.11.1898 bereits 33 Männer und bis Ende1899 bereits 51 Männer, die bereit waren, den in Not geratenen Mitmenschen zu helfen.

Die Feuerwehr gliederte sich ihn:

Vereinsvorstand (Kommando) Hauptmann (Kommandant)
  Hauptmannstellvertreter
  Schriftführer
  Kassier
  Feuerwehrausschuß
   
Chargengliederung Zugsführer (Zugskommandant)
  Rottenführer (Gruppenkommandant)
  Zeugwart
  Sanität
   
Steigermannschaft Rohrführer mit Angriffstrupp und fahrbarer Schiebeleiter
   
Spritzenmannschaft Spritzenbedienung (Pferdegezogener Handspritzenwagen) Wasserversorgung
   
Schutzmannschaft Ordnerdienst, Schlauchtrupp (bestand zum größten Teil aus der Feuerwehrmusik)


In die Feuerwehr eingegliedert wurde auch die bereits im Ort vorhandene Musikkapelle als „Feuerwehrmusikkapelle der Freiwilligen Feuerwehr Weistrach“.

1. Feuerwehrmusikkapellmeister von 1898 - 1902 war Oberlehrer Julius PLEICHL.
2. Feuerwehrmusikkapellmeister von 1902 - 1938 war Alois RUSMAYR, Molkereibesitzer in Weistrach

Die Feuerwehrmusikkapelle wurde 1938 nach dem Anschluß Österreichs an das "Deutsche Reich" von der Feuerwehr ausgegliedert!

Wie aus dem 1.Kassabuch vom 25.02.1899 hervorgeht, waren die ersten Jahre geprägt vom Ankauf von Ausrüstungsgegenständen wie Loden für Uniformen, Helme, Gurten, Kappen, Beile, Schläuche, Seile, Musikinstrumente, Musikhelme mit Roßbusch und vieles Andere.

Ein pferdegezogener Handspritzenwagen (vermutlich gebraucht, da bereits im Jahre 1904 ein neuer Spritzenwagen gekauft wurde) wurde wahrscheinlich mit den ersten Ankäufen angeschafft. (Belegbar durch die Eintragung Schulden Hr. Rosenbauer, Linz, vom 18.05.1899 im 1. Kassabuch) Es wird auch eine Reparatur an der „Schleifn und des Sitzes der Spritzn" erwähnt (19o1). Ein pferdegezogener Mannschaftswagen wurde um 1900 gekauft.

Die Wehr nahm bereits im Jahre 1900 an den kirchlichen Umzügen wie am Karsamstag (Auferstehungsfeier) und Fronleichnam teil.. Zu Ehren des Schutzpatrones der Feuerwehrmänner des Hl. Florian wurde am ,,Florianitag" eine Hl. Messe gefeiert. Auch zu Ehren des Kaiser Franz Josef wurden an den "Kaisertagen", Geburtstagen, Krönungsjubiläumstagen Paraden abgehalten.

Aber nicht nur Feiern und Paraden sondern auch Negatives weist das Protokollbuch aus:
l. Protokoll vom 28.04.1901 (wörtlich ): „Des Lebens ungemischte Freude wird keinem Irdischen zuteil, so erging es auch unserer Feuerwehr!“ Das schrieb der Schriftführer (Lehrer) Richard JERABEK ; als Feuerwehrkameraden und die Gattin des Hauptmannes, Theresia OBERNDORFER, eine große Gönnerin der Feuerwehr, gestorben waren.

Eine fahrbare Schiebeleiter wurde 1902 angeschafft, durch notwendige weitere Anschaffungen wurde das Rosenbauer Schuldenkonto immer größer und konnte erst 1907 beglichen werden.
Als großer Gönner wird immer wieder Hauptmann OBERNDORFER im Kassabuch erwähnt. (im Jahr 1900 Spende für Mannschaftswagen 90 Kronen, für Musik 40 Kronen ).
Spenden von unterstützenden Mitgliedern, sowie eine Landessubvention von 600 Kronen erlaubten wieder Schuldenrückzahlungen. Auch die Versicherungen (Wechselseitige Anstalt u. Donau Versicherung) leisteten einen ,,Gründungsbeitrag". Seine Majestät der Kaiser spendete 100 Kronen, der N.Ö. Landesausschuß spendete 250 Kronen, somit konnten immer wieder entstandene Schulden zurückbezahlt werden.

Große Anstrengungen und Aktivitäten setzte nun die Wehr, um zu Geld für weitere notwendige Anschaffungen zu kommen. So wurde bereits am 22.September 1901 das l. „Feuerwehr-Concert" und am 12.Jänner 1902 der 1.„Weistracher Feuerwehrball" veranstaltet, welche gut besucht waren.

Eine besondere Ehre wurde der jungen „Feuerwehrmusik Weistrach" zu teil. Auf Initiativantrag des k.u.k. Reichsrats u. Landtagsabgeordneten, Gemeindevorstandes und Feuerwehrhauptmannes Johann OBERNDORFER wurde die Heil- und Pflegeanstalt Mauer -Öhling erbaut.
LA OBERNDORFER nahm am 02.07.1902 zur Eröffnung der Heil- und Pflegeanstalt
Mauer-Öhling seine Feuerwehr und Feuerwehrmusik, insgesamt 59 Mann, mit. Diese durften da vor seiner Majestät Kaiser FRANZ JOSEF und dem Wohlfahrts- Landesausschußmitgliedes Leopold STEINER aufspielen.
Zum 25jährigen Jubiläum als N.Ö. Landtagsabgeordneter wurde dem Hauptmann und Bürgermeister OBERNDORFER am 30.Juni 1903 eine große Feier und Parade abgehalten. Unter den vielen Ehrengästen waren der Stadthalter (Bezirkshauptmann) von Amstetten Baron LODERER, der LA (Landesausschuß) Leopold STEINER, der auch als großer Gönner der Feuerwehr im Kassabuch aufscheint, und der Wiener Bürgermeister Dr. Karl LUEGER, ein großer Freund OBERNDORFERS.

Am 5.April 1904 wurde der Bau eines neuen Feuerwehrhauses und der Ankauf einer neuen pferdegezogenen Spritze beschlossen; Weiters wurde die Höhe der Entlohnung für das Einspannen der Pferde bei Bränden festgelegt. Der betroffene Besitzer der Pferde bekommt 6 Kronen und der Knecht 2 Kronen.

Bereits am 10.Juli 1904 konnte das neue Feuerwehrhaus und der neue pferdegezogene Handspritzenwagen von der Fa. PETELER, Steyr, feierlich durch Pfarrer Josef ALTWIRT eingeweiht werden. Anwesend waren die Feuerwehren von St. Johann und St. Peter in Au mit dem Bezirksobmann Karl Schmid

Am 3l. Ju1i l904 wurde in Weistrach der Bezirksfeuerwehrtag abgehalten, wobei sich 21 Feuerwehren, 3 Musikkapellen, 2 Vereinsfahnen und ca. 600-700 Mann beteiligten. Dieser Feuerwehrtag war von besonderer Bedeutung durch die Anwesenheit des Referenten in Feuerwehrangelegenheiten des Wohlfahrtsausschusses LA Leopold STEINER und des Obmannes des Landes Feuerwehrverbandes Karl SCHNECK.

 

1905 - 1922

Ferdinand KIRCHMAYR, 1872 - 1928, Gastwirt, wurde zum 2. Hauptmann, 1905 - 1922, gewählt. Von 1911 - 1926 war Ferdinand KIRCHMAYR auch Bürgermeister von Weistrach. Georg HÖRTLEHNER, Gastwirt und Franz ROSENFELLNER, Müller, waren die Hauptmannstellvertreter. Schriftführer waren Franz DIRNBERGER, Vikt. Händler und Gottfried REITMAYR, Postmeister; Gottfried REITMAYR und Michael WIMHOFER, Kaufmann, Kassier.

Die Bürgermeister in dieser Zeit:

  Anton LITZELACHNER von 1905 - 1910
  Stefan HALBMAYR von 1910 - 1911
  Ferdinand KIRCHMAYR von 1911 - 1926


Am 07. September 1907 nahm die Wehr an der Reichsstraße bei Wallsee mit Fackeln Aufstellung, als Kaiser FRANZ JOSEF durchfuhr. Eine Dankesurkunde erinnert an dieses Ereignis.

Um Ausrüstungsgegenstände und Reparaturen bezahlen zu können, werden von der Feuerwehrmusik „Kirchtag - Festkonzerte“ veranstaltet. Einige Männer der Wehr Weistrach treten 1910 zur neu gegründeten Feuerwehr Rohrbach über.

Auszüge aus dem Protokollbuch 1911:
XI. Protokoll:

Die Wehr besitzt zwei pferdegezogene Spritzen!
Am 18.09.1910 um ½ 1 Uhr Früh brannte das Haus STEFFELMAYR in GRIDLING ab. Ausfahrt mit zwei Spritzen , Fuhrwerk HÖRTLEHNER und MENZL.

Auszüge aus dem Protokollbuch 1914:
XIV. Protokoll:

15.03.1914 Protokoll von der Generalversammlung.Letztes Protokoll vor den Ereignissen des 1. Weltkrieges:
Zu der "Schneck Stiftung" wurden nachstehende Beiträge gesammelt. (Sterbe- und Unterstützungskassa für Feuerwehrmänner.)
Herr Pfarrer Johann EBMER ehrte uns mit seinem lieben Besuch und hielt eine ergreifende Ansprache an die Feuerwehr. Er forderte die jungen Leute auf, diesem Verein der Nächstenliebe zahlreich beizutreten. „Es sind lauter Männer der Barmherzigkeit„ schilderte Herr Pfarrer EBMER die Feuerwehr. Zum Schluss wurde ein Hoch auf seine Majestät des Kaisers dargebracht, worauf die Musik die "Volkshymne" spielte.

Die Eintragungen im Kassabuch laufen mit kleinen Kontobewegungen weiter und spiegeln auch da die Not des Krieges wider.

Stand der Mitglieder 1914 = 53 Mann
Während des 1. Weltkrieges spärliche Aufzeichnungen

1916 Aus dem "Tagesjournalbuch"
Fragebogen über den Verbleib der Feuerwehrmänner

Zu Felde stehend:
Franz Ellinger, Johann Ellinger, Karl Sator, Stefan Strasser, Johann Gelbenegger, Josef Käferböck, Ignaz Frischauf, Josef Karntlehner, Franz Karntlehner, Karl Hirsch, Ferdinand Pfaffeneder, Johann Siedl, Franz Mayr, Josef Mayr, Franz Öfferlbauer, Johann Leitner

Auf dem Felde der Ehre gefallen:
Stefan Halbmayr, Johann Öfferlbauer, Stefan Steffelbauer, Karl Niedermayr, Johann Rußmayr, Johann Keferböck

Eingerückt: 17 Mann
Gefangenschaft: 4 Mann
Gefallen: 7 Mann
Vermißt: 1 Mann

1919 wurden Mitglieder geworben. Es traten 18 Mann der Feuerwehr bei, so daß Ende 1919 der Mannschaftsstand 70 Mann betrug.

 

1922 - 1929

Feuerwehrmusikkapellmeister Alois RUSMAYR, 1880 - 1945 (Molkereibesitzer), wird zum
3. Feuerwehrhauptmann, von 1922 – 1929, gewählt. Rudolf MÜLLER (Kaufmann) war Hauptmannstellvertreter. Schriftführer waren Gottfried REITMAYR (Postmeister) und Gottfried REITMAYR jun.. Josef ELLINGER (Molkereiarbeiter), und Gottfried REITMAYR jun. waren Kassiere.

Die Bürgermeister in dieser Zeit:

  Ferdinand KIRCHMAYR von 1911 - 1926
  Johann BREINESEL von 1926 - 1936

Am 22.05.1923 Parade mit Musik zur feierlichen Glockenweihe.

Aus dem Protokollbuch:
Es sollen auch Mitglieder geworben werden, da eine "Unterabteilung Goldberg" geschaffen wird. 1924 bestand die Freiwillige Feuerwehr Weistrach aus 86 Mann, 7 Mann treten zur neu gegründeten Wehr "Goldberg" über.

Kurioses Protokoll vom 16.12.1923 (wörtlich):
Betreffs Versicherung: Pferd ist ohnehin jedes versichert, ferner wegen der Mannschaft bei Übungen, Feuers, ist eine Versicherung für den Verein zu kostspielig, da ohnehin jeder Vorsicht obwalten lassen muß und unnötiger Gefahr sich nicht auszusetzen hat.

Am 17.04.1924 wird Herrn Bürgermeister Ferdinand KIRCHMAYR von Hauptmann RUSMAYR das Diplom "Ehrenhauptmann" für seine Verdienste als Hauptmann der Freiwilligen Feuerwehr Weistrach überreicht.

Aus dem 1.Kassabuch am 17.04.1924:
Erste Erwähnung von 3 Feuerwehren in Weistrach. Ausgaben: Für Segenmesse am 4. Mai zu Ehren des HI. Florian 20.ooo Kronen für alle drei Feuerwehren Weistrach, Rohrbach und Goldberg.

Am 19.06. 1924 Bauernfahne Weihe und Fronleichnamsfeier, Parade und Musik mit 35 Mann.

Protokoll (Auszug):
Anläßlich der großen Dekorierung am 23.ll.1924 um 1/2 2 Uhr Zusammenkunft in H. LEITNERS Gasthaus, 2 Uhr Einzug in die Kirche, ½ 3 Uhr Dekorierung, hernach in H. KIRCHMAYRS Gasthaus Tanzkränzchen.
Es sind alle drei Wehren Weistrach, Rohrbach und Goldberg in Parade Ausrüstung erschienen. Feierlicher Gottesdienst, welcher in liebenswürdiger Weise Hr. Pfarrer EBMER besorgte. Hernach Ansprache des Hr. Bürgermeister KIRCHMAYR, welcher betonte, daß es ihm eine Ehre ist, mitwirken zu können. Verbandsobmann MIMELAUER hielt eine tiefempfundene Ansprache und nahm die Dekorierung vor. Anschließend Kranzniederlegung beim Grab des Gründers der Wehr, Johann OBERNDORFER, und beim Kriegerdenkmal, wo die Feuerwehrmusik einen Trauermarsch spielte. Hernach folgte eine stramme Defelierung vor den Dekorierten und den Honoratioren.

Aus dem Protokollbuch vom 19.07.1925 (wörtlich) anläßlich des 25jährigen Gründungsfestes Weistrach, 15jährigen Gründungsfestes Rohrbach und Gründungsfest Goldberg mit Spritzenweihe:
Begünstigt von herrlichem Wetter konnte dieses Fest einen schönen Verlauf nehmen. Statt des musikalischen Weckrufes wurden Böllerschüsse abgegeben. Erschienen waren 24 Vereine, 4 Musikkapellen mit ca. 530 Mann und 40 Ehrendamen. Bei der Weihe der Spritze durch Hr. Pfarrer EBMER waren auch Hochw. Hr. Bürgerschulkatechet MITTERMÜLLER, Hochw. Hr. Dr. PANHOLZER und Kooperator KRUDL da. Die nachmittägige Festrede hielt Verbandsobmann MIMELAUER. Beim Festzug mit den feiernden Wehren waren ca. 700 Mann.

In diesen und den dazwischenliegenden Jahren immer wieder Ankauf von Uniformen, Helmen, Schläuchen und den verschiedensten Ausrüstungsgegenständen sowie Reparaturen.
Gerechnet wurde in dieser Inflationszeit in Schillingen und - was leider nicht viel bedeutete - in Millionen!

Ein Ausschnitt aus dem Kassabuch des Jahres 1924

Jahresbilanz 1924:        
         
Einnahmen = 10.297.000,-- S   Sparrkassenbuch = 3.796.500,-- S
Ausgaben = 10.012.600,-- S   Zinsen = 212.800,-- S

 
Bargeld = 284.400 ,--S     4.009.300,-- S


Vermögenstand

Sparkassenbuch = 4.009.300,-- S
Bargeld = 284.400,-- S

Gesamt = 4.293.700, -- S

 

Weistrach am 13.03.1925 Gottfried REITMAYR
  (Schriftführer Stellvertreter)

Hauptmann Alois RUSMAYR legte am 06.01.1929 die Funktion als Hauptmann wegen Überbürdung der Geschäfte nieder. RUSMAYR verbleibt jedoch weiterhin als Feuerwehrmusikkapellmeister und Kommandant der Schutzmannschaft.